Sonntag, 21. Juni 2015

Das Barsortiment




Nachdem endlich mein Manuskript fertig lektoriert, korrigiert und formatiert war, wagte ich mich an das Abenteuer "Kindle Direct Publishing" heran, also direkt auf der Kindle Plattform von Amazon veröffentlichen. Nach mehreren Versuchen und vielem Fluchen, war es endlich so weit, mein Roman war ab sofort als ebook verfügbar. Sogar ein Cover hatte ich selber designet, nach vielen Entscheidungsrunden bei meinen Freunden. Es gefiel mir recht gut und für selbst gemacht, war es wirklich passabel.

Nun wollte ich natürlich nicht nur für Kindle Reader erreichbar sein, sondern mein Werk allen potentiellen Lesern anbieten. Nur wo fängt man da an? Ich fand so viele Anbieter im Netz, die alle versprachen, am besten und am günstigsten die Ergüsse der Indie Autoren an den Mann zu bringen, dass ich schnell den Überblick verlor. Zum Glück bin ich auf die "Selfpublisher Bibel" im Netz gestoßen, die die einzelnen ebook Distributoren miteinander verglichen und ausgewertet hatte. Diese Sammlung an Informationen und wertvollen Recherchen im Internet, kann ich jedem angehenden oder frisch gebackenem Indie Autor nur empfehlen.
So, nun war die Auswahl der möglichen ebook Vertreiber schon enger geworden, doch ich wollte mich lieber mit den Mitarbeitern, die hinter den Firmenlogos standen, persönlich unterhalten. Was bot sich da besser an, als zum zweiten Mal die Frankfurter Buchmesse zu besuchen. 

Meine Schwester und ich machten uns auf und durchpflügten die Menschenmassen in der Frankfurter Messehalle. Gut gewappnet mit Messeplan fanden wir auch recht zügig einen der Selfpublishing Dienstleister. Als erstes wurde meine Schwester von den netten Mitarbeitern am Stand angesprochen (dies war an den übrigen Messeständen später genauso), anscheinend wirkte sie sehr professionell mit ihrem Hosenanzug und dem Labtop unter dem Arm, und ich musste klären, dass es eigentlich um mich ging. Das Team war gut geschult und so priesen sie ihr Unternehmen als das beste auf dem Selfpublisher Markt an. Doch so recht war ich nicht überzeugt. Wir streiften weiter durch die Gänge, bis sich uns eine junge Frau in den Weg stellte und einen Flyer in die Hand drückte. Auch ihre Firma bot Indie Autoren an, ihre Bücher als ebook und als Print auf den Markt zu bringen. Die Frau kam ins Erzählen und schon bald flogen uns die Fremdwörter nur so um die Ohren. Ein Wort blieb bei mir haften: Barsortiment. Aufgrund meines unwissenden Blickes begann sie sofort zu erklären, ein Buch muss im Barsortiment gelistet sein, sonst kommt es nicht in den Buchhandel und das hat Konsequenzen weil…Mir schwirrte der Kopf, was man alles bedenken musste.

Viel später dann, ich lag in meinem Frankfurter Hotelbett, war es in meinem Schädel immer noch am brummen, und immer wieder ertönte es: Barsortiment! Hatte ich früher unter Barsortiment etwas ganz anderes verstanden, eher ein Sortiment der flüssigen Art, hatte der Ausdruck nun eine neue Gewichtung bekommen. Ich fragte mich, als was sich mein Werk in diesem Barsortiment wiederfinden würde, als Dom Perignon, als Dalmore oder schlicht als Underberg? Über dieses Sinnieren von Flaschen und Büchern, schlief ich endlich ein.
Tage später entschied ich mich für neobooks als Distributions Partner und sah mich neuen technischen Herausforderungen gegenüber gestellt, als es daran ging mein Manuskript auf die genannte Plattform zu laden.

Sonntag, 7. Juni 2015

Korrektorat, Lektorat und Verrat



Nachdem ich mich für die Version Selfpublishing entschieden hatte, las ich das passende Infomaterial, das ich zuvor auf der Frankfurter Buchmesse gesammelt hatte. Die Print on Demand Anbieter lockten den Jung-Autor mit verschiedenen Service Angeboten, darunter auch das Korrigieren und Lektorieren der Manuskripte vor ihrer Veröffentlichung. Nun war diese Dienstleistung nicht gerade billig und ich, mangels eines Goldesels im Keller, sah mich gezwungen nach günstigeren Alternativen Ausschau zu halten.

Wie immer bietet das Word Wide Web hierfür eine herrliche Plattform, auf der sich diverse Anbieter tummeln. Doch es dauerte eine ganze Weile bis ich jemanden fand, der mir zum angemessenen Preis und mit entsprechender Vorkenntnis mein Werk lektorieren wollte. Die besagte Person hatte Germanistik studiert und war Buchhändler. Ich sendete ihm mein Manuskript und erhielt bereits nach 2 Wochen eine Reaktion. Mein Roman hätte ihm außerordentlich gut gefallen und er hätte bereits mit dem Korrigieren begonnen. Wir diskutierten noch über die verschiedenen Wege ein Buch der Öffentlichkeit vorzustellen und er erzählte mir, dass er es selbst schon erlebt hätte, dass Bücher von großen Verlagen schon nach 3 Monaten aus dem Handel gezogen würden, wenn der Verkauf schwach wäre. Wieder wurde mein Entschluss unabhängig zu bleiben, bestärkt.

Weitere Wochen vergingen, und in meinem Email Eingang wartete das korrigierte und lektorierte Manuskript auf mich. Mit klopfendem Herzen öffnete ich den Anhang, ich befürchtete nur Rot zu sehen. Doch die Korrekturen und Anmerkungen hielten sich in Grenzen und ich konnte meinen Text in kurzer Zeit überarbeiten und verbessern. Ich rief meinen Lektor an und verkündete ihm, dass ich bald bereit für die Veröffentlichung wäre und wir besprachen noch ein paar Textstellen, als er plötzlich stutze und hastig meinte, er hätte was übersehen, er müsse sich das Manuskript nochmals kurz ansehen. 

Okay, kein Problem, dachte ich. Ja, gut gedacht, denn aus dem kurz, wurden Tage, aus den Tagen, Wochen. Mir lief die Zeit davon. Ich schrieb den Lektor an, keine Antwort, ich rief ihn auf dem Handy an, er meinte: Oh, grad ganz schlecht, bin in einem Meeting, rufe gleich zurück, was natürlich nicht geschah.

Was tun? Wieder musste ich auf die Suche gehen, hatte aber bereits Geld in die Korrektur investiert. Doch nun wollte ich es auch richtig machen und keinen halbfertigen Text in die Welt hinaus schicken. Zum Glück hat mir eine Bekannte geholfen, die "zufälligerweise" mit einer echten Lektorin verwandt ist und ich konnte mein Manuskript zu Ende und zu einem fairen Preis lektorieren lassen.